Zugezogenen-Atlas

Woher die Erfurter kommen

Nur jeder zweite Erfurter ist auch in Erfurt geboren. Erkunden Sie die Karte und sehen Sie, aus welchen Städten die Zugezogenen ursprünglich stammen.

Geburtsorte mit mehr als 40 Personen aus dem Erfurter Melderegister | Anzahl der Personen
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Quelle: Stadtverwaltung Erfurt, Abteilung Statistik und Wahlen (Stand: 31.12.2015) (Rohdaten)
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Erfurt ist eine Stadt der Zugezogenen, nur jeder Zweite ist hier geboren. Ganz genau genommen sind die 104.120 gebürtigen Erfurter (Stand 31. Dezember 2015) mit 49,5 Prozent sogar in der Minderheit. Eine Statistik zeigt nun erstmals detailliert, woher die Wahlerfurter ursprünglich stammen: Sie führt alle Geburtsorte mit mehr als 40 heute in Erfurt gemeldeten Menschen auf - von Baku bis Budapest, von Hanoi bis Halle.

Schon jetzt ist klar, dass sich das Verhältnis von gebürtigen Erfurtern zu Zugezogenen weiter verschieben wird. Denn die Stadt wächst durch Zuzug noch stärker als bisher angenommen und steuert auf die nächste Rekord-Marke zu. Zum Neujahrsempfang am 28. Januar konnte Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) bereits auf aktuell 210.325 Einwohner verweisen. Im Vorjahresmonat waren es noch 206.380 gewesen. „Wir wachsen also nicht nur weiter, sondern auch immer schneller“, sagt Bausewein. Positiv für Erfurt, aber auch eine Herausforderung. Ebenso wie die Unterbringung von 2000 Flüchtlingen, die 2015 nach Erfurt kamen: 70 Prozent davon aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Eritrea.

Die Top 25 Geburtsorte nach:

Ende 2015 war die syrische Hauptstadt Damaskus mit 263 in Erfurt lebenden Menschen in der Top-Liste der ausländischen Geburtsorte der Erfurter, 232 stammen aus Aleppo. Angeführt wird diese Liste aber von Wroclaw (Breslau): 767 Erfurter haben ihren Geburtsort in dieser polnischen Stadt.

Die Geburtsorte geben aber vor allem Hinweise auf die große Magnetwirkung Erfurts auf das thüringische Umland. Aus den Nachbarstädten Weimar (4975), Gotha (2958), Arnstadt (2414) und Sömmerda (2320) gibt es die meisten Zuzüge nach Erfurt. Einen Ausreißer gibt es in der Liste der Top-Zuzugsstädte: 1894 Berliner zog es aus der Metropole in die thüringische Provinz – was der Bundeshauptstadt den Rang 5 unter den häufigsten Geburtsorten der Erfurter in Deutschland eingebracht hat.

Hünfeld in Hessen, Hohenberg-Krusemark in Sachsen-Anhalt und Vogtei in Thüringen haben es gerade noch so in die Statistik geschafft: Unter den Top-Geburtsorten landen sie mit jeweils gerade noch 40 Erfurtern am Tabellenende der deutschen Geburtsorte.

Viele Erfurter im heutigen Polen geboren

Neben den 151.790 gebürtigen Thüringern, leben bevorzugt Sachsen in Erfurt: Mit 9601 Personen stellen sie die größte Gruppe der Zuzügler, gefolgt von 7966 Sachsen-Anhaltinern und 3458 Brandenburgern, wie aus der Gesamtstatistik für alle Einwohner Erfurts hervorgeht. Bremer (124) und Saarländer sind demnach Minderheiten (138) – im Bundesländervergleich.

Aufschluss bietet die Statistik auch über frühere Wanderungswellen: So sind 6137 Erfurter im heutigen Polen geboren, 5265 stammen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Wirkt im ersten Fall vor allem der Zweite Weltkrieg nach und steht bei vielen älteren Erfurtern noch der deutsche Name einer polnischen Stadt im Pass, sind es vor allem Russlanddeutsche, die es in den Jahren nach der Wende nach Erfurt verschlagen hat. Für Zuzügler aus der Tschechischen Republik (1769) reicht es noch zum Bronze-Rang.

Aus Vietnam - viele kamen schon zu DDR-Zeiten als Vertragsarbeiter nach Erfurt - stammen 627 Menschen. Zuwanderer aus der Türkei sind im Vergleich zu westdeutschen Städten und Berlin in Erfurt weniger stark vertreten: Bei 426 Erfurtern steht eine türkische Stadt auf der Geburtsurkunde.

Was die Anwendung zeigt

Die Anwendung zeigt alle Geburtsorte, aus denen mehr als 40 heute in Erfurt gemeldete Menschen stammen (Stand: 31. Dezember 2015). Die Daten wurden von der Abteilung Statistik und Wahlen in der Stadtverwaltung Erfurt aufbereitet und basieren auf dem Einwohnermelderegister der Landeshauptstadt Erfurt. In den zusammengefassten Angaben zu Herkunftsländern und Bundesländern sind alle gemeldeten Einwohner Erfurts berücksichtigt. Bei Entfernungsangaben handelt es sich um die Luftlinie.

Geburtsorte werden im Melderegister als freier Text erfasst. Dies kann zu verschiedenen Schreibweisen der Geburtsorte führen. Daneben gibt es gleichlautende Gemeindenamen für verschiedene Orte, z.B. Halle an der Saale oder Halle in Westfalen. Deshalb kann es zu statistischen Ungenauigkeiten bei der Zusammenführung der Geburtsorte und der Zählung der Personen je Geburtsort kommen, insbesondere bei Geburtsorten in Polen oder Tschechien, bei denen der deutsche als auch der polnische oder tschechische Ortsname (z.B. Gdansk und Danzig) im Melderegister stehen.

Die Statistiker der Stadtverwaltung Erfurt gehen aber davon aus, dass Geburtsorte, aus denen relativ viele Einwohner in Erfurt stammen, gut dargestellt sind: Je größer die Zahl, desto genauer die Angabe. Geburtsorte mit weniger als 40 Menschen, die in Erfurt leben, werden deshalb in dieser Statistik nicht aufgeführt.

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